Gut aufgestellt
In verfahrenen Rollensituationen und Konflikten einen Perspektivwechsel schaffen und überraschend einfache Lösungen (er)finden – das gelingt meist schneller und nachhaltiger über Bilder in Form von kleinen Aufstellungen.
Unter der Rubrik ‚alt und immer wieder nützlich‘ hier ein kleiner reminder zum Vorgehen:
Man legt ein Flipchartblatt auf den Boden oder einen Tisch (oder markiert auf andere Weise ein ‚Innenfeld‘), wo die Protagonist:in ihre Situation als Bild ‚aufstellen‘ kann.
Als Material eignet sich so ziemlich alles, was gerade im Umfeld vorhanden ist: Münzen, Gläser, Stifte, Steine, Schlüssel oder was man in der Tasche hat. Die wichtigsten Personen, Gruppen, Themen zum Konflikt oder der Fragestellung werden aufgestellt und dann – aus dem Abstand – hinterfragt, z. B …
- Was bewirkt diese Anordnung bei mir? Bei Anderen?
- Woran würdest Du / würden Andere merken, dass es besser wird?
- Wer bräuchte hier was, wenn es besser gehen soll? Wer könnte was beisteuern?
- Wie müsste das Bild dann angeordnet sein?
- Was würde passieren, wenn ich mich bewege – oder an einer Stelle eine Veränderung vornehme?
- Was passiert, wenn nichts passiert?
Was sind die Vorteile?
⇒ Im Unterschied zu Visualisierungen an Flipchart oder Whiteboard lässt sich das aufgestellte Bild im Reflexionsprozess leicht bewegen und verändern. Man gewinnt einen Überblick und gleichzeitig auch ein tieferes emotionales Verständnis der Situation. Beziehungen und Gefühle können zum Ausdruck gebracht werden, ohne alle Details aussprechen zu müssen.
⇒ Das Vorgehen macht Spaß, erleichtert den Perspektivwechsel und führt oft zu Lösungsideen, die wiederum als Bild haften bleiben. Man begegnet sich selbst und bleibt dabei Regisseur:in der eigenen Geschichte.
⇒ Gleichzeitig gelingt die Einfühlung in Andere besser: Sich vorzustellen und auszusprechen, wie es Person x im Bild wohl gehen mag, was sie sich anders wünschen würde oder in ihrer Rolle anders erwarten muss, fällt den meisten Menschen leichter als im reinen Gespräch.
Die Idee, Konflikte über den spielerischen Umgang mit aufgestellten Szenen und Bildern leichter bearbeitbar zu machen, ist in Deutschland seit den 1950er Jahren ein fester Bestandteil der Kindertherapie (Scenotest). Seit den 1980er Jahren hat diese Idee auch als Aufstellung mit dem Familienbrett große Verbreitung in der Therapie und Beratung von Systemen gefunden. Heute gibt es zahlreiche Ansätze und zum Teil recht aufwändige und teure Toolkits zu dieser Methode. Es geht aber auch sehr gut mit Bordmitteln und ohne zusätzlichen Materialaufwand
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