Good enough, not perfect

Kürzlich stand vor mir im Stau ein Laster mit der Aufschrift: GREAT WORK. Und zack … im Kopf die Assoziationskette:

New Work – Good Work – Better Work – Great Work … was denn noch?

Was steht eigentlich noch wofür? Und ist das nicht auch alles ein bisschen viel verlangt?

Je mehr dieser Labels ich höre und lese, denke ich: Sie beschreiben wichtige Erkenntnisse und erzeugen gleichzeitig auch eine gewaltige Anspruchsspirale.

Führungskräften, die sich im Dschungel überbordender Erwartungen ihrer Mitarbeitenden und hoher Selbstansprüche an ihre Rolle verlieren, empfehle ich das Motto „GOOD ENOUGH, NOT PERFECT“ und erzähle ihnen dazu von dem Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Winnicott, der bereits in den 1940er Jahren zeigen konnte:
Kinder brauchen für eine gute Entwicklung keine perfekte Mutter, sondern eine hinreichend gute – verlässlich, zugewandt, fehlerfreundlich.

Eine ‚good enough mother‘ ist bemüht, die Grundbedürfnisse ihres Kindes zu erfüllen, mutet ihm aber gleichzeitig schrittweise dosierte Frustrationserfahrungen zu und lässt damit den nötigen Raum für die Entwicklung der eigenen Selbstwirksamkeit und Lösungskompetenz.

Überansprüche sind auch in Arbeitsbeziehungen hinderlich, nicht nur für die kindliche Entwicklung. Denn oft führen sie nicht nur zur eigenen Überforderung und Überlastung, sondern behindern auch die Selbstverantwortung und Selbstorganisation des Gegenübers bzw. des relevanten Umfeldes.

Im Coaching reflektieren wir dann, was ‚good enough‘ in der aktuellen Situation heißen würde und welche Auswirkungen ‚perfect‘ auf das Umfeld haben könnte.

Die meisten Menschen entlastet der Gedanke, dass es nicht nur für einen selbst besser ist, nicht perfekt sein zu wollen, sondern auch noch ‚entwicklungsfördernd‘ fürs Gegenüber und die Beziehung sein kann. 🙃

Wofür, und in welcher Rolle könnte Dir dieses Motto nützen – nicht nur in der Vorweihnachtszeit? 🎄😇🎄

Ergänzt, kommentiert und teilt diesen Text gern auf  LinkedIn » 

Bild: Maren-Fischer-Epe