Coaching zu dritt – mit der KI
Manchmal ist es hilfreich, die KI im Dialog mit dem Coachee als weiteren Sparringspartner zu nutzen. Ein Vorgehen hat sich dabei in meinen Coachings besonders bewährt:
Nachdem ich die Situation, das Anliegen und die Ziele exploriert habe, prompte ich sie im Einverständnis mit der Coachee als anonymisierte Fallskizze.
Der erste Nutzen besteht darin, dass die Coachee ihre meist komplexe Geschichte noch mal zusammenfassend gespiegelt bekommt und dabei auch korrigieren und ergänzen kann.
Dann bewertet die Coachee die Antworten:
• Was bestätigt die Gedanken, die sie sich schon selbst gemacht hat?
• Welche Gedanken sind neu und nützlich? Was ist Blödsinn?
• Was möchte sie weiterverfolgen?
• Und was davon möchte sie gern im weiteren Coaching thematisieren oder vertiefen?
Hier mal drei thematische Beispiele, bei denen das sehr gut funktioniert hat:
Eine Betriebswirtin soll als CEO in ein paar Monaten mit einem Unternehmensteil den Standort wechseln und hat Respekt vor den erwartbaren Konflikten.
Eine selbstständige Grafikdesignerin sitzt im Hamsterrad zwischen vielen schlecht bezahlten Aufträgen, die ihr Überleben sichern, ihr aber kaum Zeit lassen, ihr Geschäft strategisch sinnvoll zu entwickeln. Ihre Geschäftsideen werden oft von Konkurrent:innen umgesetzt, die damit dann schneller sind, als sie.
Ein Bereichsleiter möchte den Umbau seines Leitungsteams vorbereiten. In den nächsten Monaten scheiden dort mehrere Personen aus Altersgründen aus, es werden Aufgabengebiete neu zugeschnitten und zeitversetzt kommen neue Kolleg:innen ins Team.
In allen drei Fällen gibt die KI nützliche Anregungen für den weiteren Prozess: strukturierende, zum Teil sehr detaillierte Vorschläge zum Vorgehen ebenso wie kluge und fokussierte Anregungen zur Selbstreflexion, Fragebögen und Checklisten.
Wir nutzen den Chat also wie einen weiteren Sparrings-Partner in einem reflektierenden Team und die Coachee entscheidet, was sie mit den Ergebnissen anfangen möchte:
Die CEO mit dem Standortwechsel und der Bereichsleiter fühlen sich in ihren Vorüberlegungen bestärkt und treffen klare Entscheidungen, welche Themen sie jeweils mit weiteren Experten und welche sie in lockeren Abständen mit mir im Coaching vertiefen wollen.
Die Designerin nutzt einige organisatorische Hilfsangebote der KI, möchte aber den Dialog zu ihren Konflikten lieber im regelmäßigen Kontakt mit mir fortführen. Dabei dient uns der Chat als Themenlandkarte im Hintergrund.
Alle drei sind motiviert, die KI als Sparring zur weiteren Reflexion zu nutzen. Was haltet Ihr davon und welche Erfahrungen macht Ihr mit KI im Coaching?
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